Interview mit Martina Fontanive – Teilnehmerin Olympische Winterspiele 2022 Peking im Zweierbob

Unsere TVU Athletin Martina Fontanive wurde für die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking selektioniert. Zusammen mit Irina Strebel (TV Thalwil) wird sie in der Disziplin Zweierbob antreten. Auch unsere Mehrkämpferin Kim Widmer durfte die Reise nach China im Swiss Olympic Team mit antreten. Sie ist als Ersatzanschieberin mit dabei. Martina hat im TVU eine lange […]

Unsere TVU Athletin Martina Fontanive wurde für die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking selektioniert. Zusammen mit Irina Strebel (TV Thalwil) wird sie in der Disziplin Zweierbob antreten. Auch unsere Mehrkämpferin Kim Widmer durfte die Reise nach China im Swiss Olympic Team mit antreten. Sie ist als Ersatzanschieberin mit dabei.

Martina hat im TVU eine lange Vergangenheit. Sie ist Vereinsmitglied seit 1996 und hat sich in ihrer Leichtathletikkarriere dem Weitsprung und 400m gewidmet. Ihre grössten Erfolge feierte sie damals als Medaillengewinnerin an den U23-Schweizermeisterschaften im Weitsprung und an den Staffel-Schweizermeisterschaften über 4x400m. Sie war nicht nur sportlich als Athletin im Verein aktiv, sondern führte auch das SVM Frauenteam als Captain an, war mehrere Jahre Athletenvertreterin und als Trainerin im Nachwuchs tätig.

Martina Fontanive im Zweierbob

Sportlicher Werdegang:

Nachwuchsgruppe Rösli (Christian Krebs, René Aerni, Hansruedi Ilg, Markus Dillena, Arthur Merz), Diskusgruppe Sihlhölzli (Claudia Elsener)

Sprunggruppe Sihlhölzli (Roger Geiger, Claudia Kernbach, Marc Zenklusen)

Sprint- und 400-Gruppe Sihlhölzli (Roger Kernbach, Alex Hautle).

2012 Bobanschieberin, seit 2013 Pilotin.

Martina, herzliche Gratulation zu deiner Qualifikation für die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking. Wie hast du deine Qualifikation für die Olympischen Spiele gefeiert?

Noch gar nicht richtig ehrlich gesagt. Ich denke, das holen wir dann nach, wenn wir im Flieger sitzen oder im Olympischen Dorf ankommen. So richtig klar wird uns die Teilnahme wohl erst sein, wenn wir die Kufen schleifen fürs Rennen und auch der letzte Corona-Test überstanden ist.

Beschreibe kurz deine Gefühlslage über die Saison hinweg?

Den Sommer über hatte ich immer wieder mit kleineren und grösseren Verletzungen zu kämpfen. Zum Glück war das im Winter dann nie ein Thema. Aber trotzdem hat die Saison für mich sehr schlecht begonnen. Lange kam ich nicht richtig auf Touren im Monobob und im Zweierbob. Auf der schwierigen Bahn in Altenberg, wo ich normalerweise sehr gut fahre, hatte ich dann sogar Stürze in den Rennen. Während die anderen Teams fleissig Qualifikations-Punkte sammelten, kamen wir nicht vom Fleck. Dies wurde dann erst besser im 2022 bei den letzten sechs Rennen. Plötzlich war das Wettkampfglück wieder auf unserer Seite. Wir legten einen starken Schlussspurt hin und qualifizierten uns mit dem Zweierbob erst bei der letzten Möglichkeit, den Heimrennen in St. Moritz, für die Olympischen Winterspiele. Die Monobob-Rennen werden leider ohne mich stattfinden. In dieser neuen Disziplin gibt es spezielle Quotenregelungen für eine grosse Nationenvielfältigkeit. Es hat leider knapp nicht gereicht, dass wir mit zwei Schweizer Teams starten dürfen.

Wie kam es, dass du im letzten Rennen eine deiner besten Leistungen der Saison abrufen konntest? Bist du eine Athletin, die unter Druck ihre besten Leistungen erbringen kann?

Manchmal ja, manchmal leider auch nicht. Genau gesagt brachte das zweitletzte Wochenende in Deutschland die Wende. Ich versuchte wie immer locker zu fahren, es gelang mir eine super Fahrt und wir lagen nach dem ersten Lauf auf dem 4. Zwischenrang. Wir waren plötzlich wieder bei den Leuten und konnten in der Weltspitze mitfahren. Danach in St. Moritz, zuhause auf der einzigartigen Natureisbahn, da konnte ich in den vergangenen Jahren immer unter die besten 5 fahren. Das gelang mir dieses Jahr zwar nicht, aber ein Grundvertrauen ist in St. Moritz einfach vorhanden.

Warum hat es zu Beginn der Saison nicht ganz so geklappt, wie du es dir vorgestellt hast?

Wie wohl jeder Sportler weiss, wenn es läuft, dann läuft es einfach. Und leider trifft auch das Gegenteil zu. Wir hatten im Team zu kämpfen mit Krankheiten, Verletzungen, Materialproblemen, die Hundertstel waren nie auf unserer Seite. Es kam einfach alles zusammen. Vor einem Jahr fuhren wir regelmässig unter die besten 10 der Welt, im Monobob war ich sogar nie schlechter klassiert als Rang 8. Aber in der Olympiasaison herrschen andere Regeln. Unsere Gegnerinnen haben auch hart gearbeitet den Sommer über, die Konkurrenz ist so stark wie nie. Nun kämpften wir zu Beginn der Saison plötzlich um den Einzug in den zweiten Lauf. Aber nach jedem Rückschlag ging es weiter und wir verloren die Hoffnung nie. Zum Glück sind wir jetzt wieder dort, wo wir hingehören, unter den besten zehn Teams der Welt im Zweierbob.

Wann reist du ab?

Wir fliegen am Sonntag, 30. Januar. Die Tage darauf absolvieren wir dann einige Bobtrainings, bevor die offiziellen Spiele beginnen.

Was erwartest du vom Olympiadorf, wie stellst du dir das ganze vor Ort vor?

Schöne chinesische Chalet-Kopien zwischen Bergen ohne Schnee. Ich werde mich sicherlich immer freuen, wenn wir das Zimmer verlassen dürfen, um in den Kraftraum oder sogar an die Bobbahn zu gehen. Auf das Essen bin ich sehr gespannt. Ich darf schliesslich kein Gewicht verlieren bis zum Rennen.

Wie sieht dein Tagesplan in Peking aus?

Trainieren, Essen, Schlafen. Viel mehr dürfen wir wohl nicht machen.

Wann sind deine Rennen?

18. Februar 1.+2. Lauf und 19. Februar 3.+4. Lauf, jeweils um 13 Uhr (Schweizer Zeit).

Was sind deine Ziele für die Rennen?

Eine Rangierung unter den besten Acht.

Auf was freust du dich am meisten? Auch ausserhalb deiner Rennen?

Ich trainiere fürs Leben gern. Da wir sehr eingeschlossen sein werden wird wohl mein Tageshöhepunkt, dass ich das Zimmer verlassen darf und im Training die anderen Athleten antreffe.

Nun geht’s ans packen. Sind die Koffer schon bereit? Und was darf bei dir auf keinen Fall zu Hause bleiben?

Schokolade, ein gutes Buch und mein Computer.

Schön ist auch, dass mit Kim Widmer eine zweite TVU Athletin nach Peking mitreisen dar. Wie kam Kim zum Bobfahren und in dein Team?

Vor zwei Jahren habe ich Kim im Sihlhölzli-Kraftraum kennengelernt. Ich habe sie aufs Bobfahren angesprochen, weil sie eine gute Grösse und Statur mitbringt. Erst mit der Zeit habe ich dann erkannt, wie viel athletisches Talent Kim mitbringt. Nach einer langen Verletzungszeit hat sie dann erst im vergangenen November ihre erste Bobfahrt absolviert. Ich freue mich sehr, dass es ihr gefallen hat und sie ein wichtiges Mitglied in meinem Bobteam ist. Während ich mich die letzten sieben Jahre im pilotieren geübt habe, hat Kim einen Schnellstart hingelegt. Das ist das Schöne am Bobfahren. Bei den internen Ausscheidungen war sie die drittschnellste Anschieberin der Schweiz und darf deshalb als Ersatz-Athletin unsere beiden Schweizer Damen-Teams begleiten. Im nächsten Jahr ist unser Ziel, dass wir zusammen an den Weltmeisterschaften in St. Moritz ganz vorne mitfahren.

Kim Widmer und Martina Fontanive

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